Reise 2003

 

                   Reisebericht 2003

 Frankreich (mit Korsika),                    Italien (mit Sardinien),                               Monaco  

                

 

 

Montag, 05.05.03
Frühes Aufstehen ist angesagt, heute verlassen wir die Heimat wieder und starten Richtung Süden, unserem Boot entgegen. Um 07:30 Uhr öffnet die Hertz-Station und wir erhalten den bestellten Kombi von Volvo. Beim Einladen unserer wieder einmal beachtlichen Gepäckmengen stellen wir zu unserem Bedauern fest, dass dieses Auto, das doch immer als so sicher beworben wird, kein serienmäßiges Gepäcknetz hat. Kein gutes Gefühl mit dieser Menge Gepäck im Nacken. Die Fahrt verläuft zum Glück problemlos und nach gut 10 Stunden und ca. 1000 km sind wir in Istres, wo wir ein Hotelzimmer vorbestellt haben.

Dienstag, 06.05.03
Am nächsten Morgen fahren wir noch einmal ca. 30 km zum Hafen Port Napoléon in Port St. Louis, wo unser Boot seinen “Winterschlaf” gehalten hat. Der Kran ist für 10:30 Uhr zugesagt, aber bei unserer Ankunft steht das Boot noch ungewachst in der Halle und ein Mechaniker ist noch im Schiff, um Arbeiten zu erledigen, für die er über 7 Monate Zeit hatte. Wir nehmen es noch gelassen und ändern unsere Pläne. Der bestellte kleine Mietwagen (wir fahren lange genug Boot, um mit Verzögerungen zu rechnen) steht bereit und so fahren wir im Konvoi zum Flughafen Marseille um den Volvo dort abzugeben. Unser Gepäck wurde vorher auf zwei Paletten in einer angeblich verschlossenen Halle abgestellt, die aber nach unserer Rückkehr wie erwartet offen war. Verluste waren aber nicht zu beklagen. In der Zwischenzeit war der Mechaniker fertig und zumindest der Rumpf gewachst, sodass das Boot ins Wasser konnte. Der bestellte Tankwagen kommt nicht, angeblich ist er defekt, aber bis zum nächsten Hafen werden wir es mit unseren Vorräten noch schaffen. Unser Gepäck wird uns an Bord gebracht (Wiedergutmachung?) und nachdem wir an einem Liegeplatz festgemacht haben, können wir mit dem Einräumen beginnen. Leichte Verzweiflung ist ob der Menge vorhanden, wir schaffen an diesem Tag nur noch einen kleinen Teil.

Mittwoch, 07.05.03
Am Morgen kommt wie verabredet ein Mechaniker für die restlichen Arbeiten. Der Generator, der im Herbst seinen Dienst versagt hatte, läuft auf Anhieb, eine Reparatur weniger. Nach dem Mittagessen sollen zwei Helfer den Rest des Bootes wachsen, aber pünktlich zur geplanten Zeit beginnt es zu regnen. Da die Franzosen am 08.05.03 ihren (?) Sieg über Deutschland feiern, haben wir für unsere Arbeiten mehr Zeit, die wir allerdings auch brauchen.

Freitag, 09.05.03
Nach „leichter Erinnerung“ kommen zwei willige Helfer und am Nachmittag strahlt unser Boot wieder so, dass wir uns nicht schämen müssen. Auch wir sind nicht untätig und erledigen restliche Reparaturen, die wir nicht in Auftrag gegeben haben. Die Abschlussrechnung macht, wie die vorangegangenen, viel „Freude“. Wir sind fertig zur Abfahrt, aber der Wetterbericht sagt uns, dass wir uns noch Zeit lassen sollten.

Samstag, 10.05.03
Wir nutzen den Tag für eine Fahrt mit dem Leihwagen nach Marseille. Der Hafen gefällt uns und da der Wetterbericht für morgen nur eine kurze Besserung verspricht, entschließen wir uns, die dann wohl fällige Wartezeit lieber in einer Stadt als in einer noch einsamen Marina zu verbringen.

Sonntag, 11.05.03 - 15.05.03
Endlich können wir starten und tuckern zur Eingewöhnung langsam aus der Bucht de Fos. Das Meer ist ruhig aber es ist dunstig, sodass wir Marseille erst kurz vor der Ankunft erkennen. Wir bekommen ein Plätzchen direkt an der Capitainerie (nahe der Hafeneinfahrt). Beim Anlegemanöver an einem schwer zu erreichenden Platz müssen wir unser Können beweisen und freuen uns über die hilfreiche Technik an Bord.
Die nächsten Tage erkunden wir Marseille und bedauern, dass der Wetterbericht Recht hatte. Der einsetzende Mistral bringt unser Boot auch am Steg deutlich ins Schaukeln, wir ergänzen die Leinen mit Ruckdämpfern. Die Stadt hat Charme, nicht das eintönige Einerlei deutscher Großstädte mit immer den gleichen Ladenketten. Wir fühlen uns hier auch trotz des schlechten Rufs nicht sonderlich unsicher, sind allerdings auch keine Nachtschwärmer. Weniger schön ist, dass der Wind alle Pollen des Rhônetals hierher bläst, das ist eine „Wohltat“ für einen Allergiegeschädigten.

Freitag, 16.05.03 - 17.05.03
Petrus hat ein Einsehen und entlässt uns aus Marseille. Wir planen trotz der Wartezeit nur eine kurze Etappe und steuern nach Cassis. Welch ein krasser Unterschied zwischen diesen beiden Orten! Wir liegen im gemütlichen kleinen Stadthafen, direkt hinter uns werkeln einige Begeisterte an ihren Booten, zum Glück steht der Wind richtig, der Staub bleibt uns erspart. Der kleine Ort ist sehr gemütlich und am zweiten Tag finden wir in einer kleinen Seitenstraße auch ein gutes Restaurant, das unsere aufkommenden Zweifel an der französischen Küche wieder beseitigt. Allerdings begnügen sich auch hier viele Restaurants mit (zähem) Entrecôte, (zäher) Ente und natürlich mit (sehr teurem) Fisch. Uns wundert nicht, dass die meisten Restaurants leer stehen, während nebenan in der Bar viel Betrieb herrscht (wenn auch sicher mit begrenztem Umsatz). Im Hafen fällt uns auf, dass die Boote alle mit sehr großem Abstand zum Steg festgemacht werden. Hier muss es gelegentlich ganz schön heftig blasen. Der steile Aufstieg zur Burg über der Stadt diente nur der Gesundheit, die alten Gemäuer werden saniert. Wenn sie, so wie dahinter liegende Felsen, nachts angestrahlt werden, sieht das jedoch toll aus.

Sonntag, 18.05.03 - 21.05.03
Wir fahren früh los, um vor dem angekündigten Wind „um die Ecke zu kommen“, unser Ziel ist
Hyères-Plage. Damit sind wir an der Côte d'Azur. Wir kommen rechtzeitig vor der Mittagspause der Capitainerie in den Hafen und erhalten im zweiten Anlauf einen guten Platz. Der Wind hat sich etwas verfrüht, das Anlegemanöver kostet Kraft und geht an die Grenze der persönlichen Leistungsfähigkeit. Die „Mooringleine“ besteht aus einer dicken Kette, in der man sich beliebig mit einem Schäkel einhaken kann. Die Stromsteckdose ist wieder ein anderes Modell, wir kaufen Adapter Nummer vier, es lebe Europa. Der Nautikladen lebt aber sicher gut davon, trotz unserer Sprachschwierigkeiten greift der Verkäufer zielsicher ins Regal. Wir schlafen daraufhin offensichtlich gut, denn wir merken erst am nächsten Morgen, dass unser Schlauchboot einen neuen „Besitzer“ gefunden hat. Die 200 m entfernte Polizeistation erklärt sich für nicht zuständig, wir müssen zur Polizei Nationale im ca. 6 km entfernten Hyères. Dort schickt man uns wegen Überlastung erst mal weg, nach 100 m kommt uns aber ein Polizist im Laufschritt hinterher. Wenn wir nur eine Bestätigung für die Versicherung brauchen, geht es auch gleich. Das Formular ist mehrsprachig und „idiotensicher“, nachdem wir es ausgefüllt haben, geht es für die Stempel auf Wanderschaft. Plötzlich wird uns bedeutet, wir sollen nach der Mittagspause wiederkommen, wenn wir es richtig verstanden haben, wurde unser Boot gefunden. Wir erkunden Hyères incl. der hochgelegenen Burg und essen eine Kleinigkeit. Zurück bei der Polizei, wird mit Händen und Füßen ein Protokoll erstellt, auf die persönliche Verfolgung der fast jugendlichen Täter verzichten wir, um nicht womöglich noch zur Verhandlung nach Frankreich zu müssen. Man ist aber sehr freundlich zu uns und nach langem Palaver und viel Wartezeit werden wir im Polizeiauto zu einem Schrottplatz gebracht, wo unser Schlauchboot tatsächlich zwischen verbeulten Karossen lagert. Nach Zahlung von ca. 280,- Euro (incl. Rücktransport) fahren wir mit dem Taxi zurück und am Abend wird unser Schlauchboot tatsächlich gebracht. Wir entfernen die Ruder und fischen aus unseren Vorräten eine Kette, noch einmal wäre uns zu teuer.
Die beiden nächsten Tage hält uns erneut Mistral im Hafen fest.

Donnerstag, 22.05.03 - 23.05.03
Unser Ziel heute ist die Bucht von St.Tropez. Die Küste ist landschaftlich wirklich sehr reizvoll, in der Ferne sehen wir erstmals die glitzernden Berggipfel der Alpen. Als wir an St.Tropez vorbeifahren, sind wir doch etwas enttäuscht. Vom Wasser sieht es wie ein armes Fischerdorf aus, nur das Kreuzfahrtschiff auf Reede und ein paar der „ganz kleinen Yachten" lassen ahnen, dass hier etwas Besonderes sein muss.
Wir wollen nach Port Cogolin, erhalten aber keinen Platz, sodass wir es im benachbarten Port Grimaud versuchen, - zum Glück -, denn wir erhalten hier einen Platz im Zentrum dieser malerischen „Kunststadt", die uns aber gefällt. In der Vorsaison ist es auch noch relativ ruhig. Auch hier liegen im Vorhafen ein paar Yachten, für die wir Beiboot spielen können. Unser Liegeplatz ist „ortsüblich" eng, wir müssen schon etwas schieben, um hereinzukommen. So „press" hat man aber Zeit, die Mooringleine in Ruhe anzubringen, die hier zu unserer Erleichterung wieder eine Leine und keine Kette ist.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Taxi nach St.Tropez. Der Blick von der Burg ist traumhaft schön, der Ort bietet neben einer unglaublich lauten Hauptstraße viele kleine Gässchen und die dazugehörigen Läden und Boutiquen. Richtig schwindlig wird einem bei dem Blick auf die Preisschildchen, hier braucht man keine Spielbank um sich zu ruinieren. Auch unser wirklich bescheidener Mittagsimbiss reißt ein tiefes Loch in die Reisekasse.

Samstag, 24.05.03 - 27.05.03
Bei strahlender Sonne verlassen wir Port Grimaud und fahren in den nahen Hafen Fréjus bei St.Raphaël. Wir bekommen einen Platz an der Kaimauer nahe der Einfahrt. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg nach St.Raphaël. Dort mieten wir uns einen kleinen Wagen und umrunden das Esterel-Massiv. Die Fahrt führt zunächst an der Küste entlang Richtung Cannes mit teilweise begeisternden Aussichten und danach ins grüne Hinterland. Natürlich nutzen wir den Wagen auch zur Auffrischung unserer Getränkevorräte. Am nächsten Tag unternehmen wir eine ausgedehnte Fahrt in das Hinterland. Am Abend geben wir das Auto zurück. Bei unserem Fußmarsch zurück zum Hafen merken wir, dass der Wind auffrischt und dunkle Wolken auftauchen. Wir kontrollieren Leinen und Fender. Die Nacht und der nächste Tag werden dann auch sehr unruhig, die Welle läuft fast genau in den Hafen, was sich bei unserem Platz besonders bemerkbar macht. Draußen bläst es gewaltig, der Wetterbericht an der Capitainerie spricht von 2,5 m hohen Wellen. Dann schaukeln wir doch lieber im Hafen, auch wenn man sich bei jedem Schritt gut festhalten muss. Wir vereinbaren mit der Werft für den nächsten Tag den Austausch der Bordbatterien, die deutliche Schwächen zeigen. Leider hatte das im Winterlager nicht geklappt, obwohl wir einen Auftrag erteilt hatten. Der angeblich nicht Englisch sprechende Händler erinnert sich plötzlich doch seiner Kenntnisse, als er begreift, dass wir 8 dieser Monsterbatterien (180 Ah) benötigen.

Mittwoch, 28.05.03 - 30.05.03
Entlang einer traumhaft schönen Küste, die sich mit etwas Dunst verschleiert, fahren wir nach Port Golfe Juan. Wir tanken zuerst randvoll, denn von hier aus soll es nach Korsika gehen. Es gibt hier einen Hafen für Normalsterbliche und einen für die Superreichen. Wir können von unserem Platz staunend auf die "Schlacht"-Schiffe hinüberschauen, für die wir bestenfalls als Beiboot dienen könnten. Es werden immer mehr, vermutlich werden sie von den Mannschaften aus Cannes verlegt, wo die Filmfestspiele gerade zu Ende gegangen sind. Wir besuchen Cannes am folgenden Tag mit dem Zug. Beim Blick auf den Hafen sind wir froh, hier keinen Platz gesucht zu haben, es herrscht unglaublicher Betrieb (wahrscheinlich auch wegen des Feiertags, der hier aber nur wenige Geschäfte hindert, zu öffnen). Hinter der Hafenausfahrt steht eine dunkle Rauchwolke, später bringt ein Feuerwehrboot ein abgebranntes kleines Motorboot herein. Wir schlendern durch die Altstadt, erklimmen die Burg und bestaunen die Hotelfront der allerersten Adressen (wir möchten gar nicht wissen, was hier eine Übernachtung kostet). Nach unserer Rückkehr dauert es nicht lange, bis die angekündigten Gewitterwolken erscheinen. Es bleibt aber harmlos. Am kommenden Tag erobern wir, wieder mit dem Zug, Nizza. Der Weg vom Bahnhof führt über eine sehr belebte (und lange) Einkaufsstraße bis in die Altstadt. Hier ist gerade Markt, es herrscht ein buntes Treiben. Dann beginnt der Aufstieg zur Zitadelle, wir merken, dass wir schon wieder trainierter sind. Oben angekommen genießen wir den Blick und eine kurze Stärkung, dann geht es wieder hinunter. Eigentlich wollen wir von hier ein Taxi zum Bahnhof nehmen, aber immer wenn man eines braucht, verstecken sich diese perfekt. Also setzen wir unseren Fitnesstag fort und laufen zum Bahnhof, um dann doch ziemlich geschafft in die Polster zu sinken. Am Abend machen wir das Boot startklar, wir wollen früh los.

Samstag, 31.05.03 - 02.06.03
Früher als sonst starten wir zum „Sprung“ nach Korsika, wo wir gut 6 Stunden später nach einer ruhigen Fahrt eintreffen. Unterwegs sehen wir Delphine und sogar einen Wal. Leider sind die Berge wolkenverhangen und nicht sehr fotogen. Für das Auge ist die Bucht von Calvi allerdings ein seltener Genuss. Meer, Sandstrand, grüne Hänge und im Hintergrund schemenhaft die Berge, auf denen noch Schneereste glitzern. Wir bekommen einen guten Liegeplatz, der Hafen füllt sich bis zum Abend aber noch erstaunlich (langes Wochenende). Calvi ist ein ansprechender kleiner Ort, wieder mit einer Festungsanlage auf einem Hügel (der nächste Trimm ist angesagt). Leider können wir zunächst keinen Leihwagen erhalten (Samstag), sodass wir uns entschließen, den Ausflug ins Landesinnere später anzugehen. Den Sonntag genießen wir in Calvi und am Montag können wir dann einen Wagen mieten. Wir machen einen Ausflug ins Hinterland Richtung Berge und kommen mit dem Auto bis auf 1600 m. Weiter nach oben geht es nur mit Bergstiefeln, die wir (zum Glück) nicht dabeihaben. Wir genießen mit den Augen eine schöne Aussicht nach der anderen, zwischen Bergspitzen mit Schneeresten, grünem Vorland, kargen Plateaus und Küsten mit türkisgrünem Wasser (was ist schon die Karibik?) wird hier alles geboten. Wir bestaunen auch die Friedhöfe, hier wird man nicht begraben sondern wird in gemauerten kleinen Häuschen bestattet (auch hier gibt es kleine und weniger kleine!).
Nachdem wir den Dieselverbrauch auf der langen Strecke nach Calvi gut testen konnten, ist klar, die kleineren Propeller, die wir im Winter haben montieren lassen, sind zwar gut für den Motor, er rußt deutlich weniger, aber schlecht für die Reichweite. Wenn wir nicht rudern wollen, müssen wir auf Sizilien verzichten (und wir wollen nicht rudern).

Dienstag, 03.06.03 - 04.06.03
Beim Ablegen bewundern wir zwei Segelkreuzfahrtschiffe, die gerade ankommen. Wir fahren entlang einer Küste, wie man sie sich im Bilderbuch vorstellt. Leider ist es auch heute zum Fotografieren zu dunstig, für´s Auge reicht es aber. Ziel ist Ajaccio, wo wir nach ruhiger Fahrt mittags eintreffen. Der Hafen nahe der Altstadt ist ein wenig unruhig, wir sichern das Boot sorgfältig zwischen zwei Auslegern (selten hier). Ajaccio ist mit dem ruhigen, sauberen Calvi nicht zu vergleichen. Trotzdem bleiben wir am Folgetag und machen einen Ausflug mit dem Touristenbähnchen zum Cap der Blutrünstigen. Ob wir gestern hier vorbeigefahren wären, hätten wir den Namen gekannt? Bei der Rückfahrt werden wir von einem Zug Streikender aufgehalten, wir ahnen schon, auch heute gibt es keine Zeitung. Auch der anschließende Bummel durch die Stadt ergibt kein besseres Bild als gestern. Der ständige Hinweis auf Napoléon hilft da auch nicht weiter.

Donnerstag, 05.06.03 - 08.06.03
Der Skipper vertut sich bei der Morgentoilette sein Kreuz, trotzdem bleibt der Entschluss, weiter nach Bonifacio zu fahren. Ausgerechnet heute gibt es mehr Welle als der Wetterbericht erwarten ließ und natürlich von gegenan. Für’s Auge gibt es aber trotzdem viele schöne Ausblicke, der Skipper muss sich allerdings bei der Einfahrt wegen des Betriebs auf dem Wasser von diesen Genüssen lösen. Beim Anlegen in Bonifacio bleibt diesmal mehr Arbeit als sonst an Frau Admiral hängen, wir haben aber einen schönen und relativ ruhigen Platz gefunden. Bis auf einen kurzen (Schleich-)Gang in die Umgebung geschieht heute nichts mehr. Die Nacht wird unruhig, der Skipper wird durch die Hunde auf einem Nachbarschiff geweckt. Ein wenig Vertrauen erweckender junger Mann wird auf einem anderen Schiff gestellt und vertrieben. Am nächsten Morgen sehen wir an den Spuren, dass dieser „Herr“ auch bei uns an Bord war. Zum Glück haben wir uns angewöhnt, die Tür von innen abzuschließen, nach den Spuren wurde versucht, sie zu öffnen. Der Skipper macht wieder Gehversuche, es klappt - wenn auch langsam.
So können wir die mächtige Festung und die Oberstadt erkunden, was man wirklich nicht versäumen sollte. Für den Folgetag reservieren wir einen Leihwagen. Mit ihm erkunden wir das Hinterland von Bonifacio und sind wieder begeistert. Die meist zweisprachige Beschilderung (manchmal nur korsisch oder ganz fehlend) erfordert ein paar Zusatzkilometer. In dieser Ecke finden sich auch viele Protestplakate, die auf drastische Weise den Willen zur Selbstbestimmung deutlich machen (z.B. Korsenkopf vor der Guillotine). Uns behandelt man sehr freundlich, vielleicht hilft es hier ja, Französisch nur mangelhaft zu sprechen. Nach mehreren Telefonaten werden unsere Pläne erneut geändert. Wir werden auf Sardinien auf unsere „Jugend“ warten. Wir hängen noch einen Bordtag dran (Wäsche, PC, Einkauf, Postkarten etc.).

Montag, 09.06.03
Wir verlassen Korsika bei bestem Wetter und fahren entlang einer verwirrenden Inselwelt nach Sardinien. Wir wollen nach Palau, doch dort hat man angeblich keinen Platz. Wir werden auf die Insel Maddalena verwiesen, uns steht der Sinn aber nicht nach einem sehr unruhigen Fährhafen. Wir fahren deshalb weiter nach Porto Cervo. Auch hier kommen wir nicht in den eigentlichen Hafen, obwohl dort sehr viel Platz ist, sondern an einen außerhalb liegenden Anlegesteg (Marina Sarda). Vielleicht glaubt man, uns damit einen Gefallen zu tun, denn hier sind einige Läden, in denen alle großen Marken der Welt vertreten sind. Von uns können sie nicht leben, aber hier legen nicht nur Yachten in Schlachtschiffgröße an sondern auch die Taxiboote der auf Reede liegenden Kreuzfahrtschiffe. Da in den beiden offenen Lokalen die Kellner trotz der Hitze mit Fliege herumlaufen, kaufen wir uns lieber etwas für die Bordküche.

Dienstag, 10.06.03 - 11.06.03
Gerne fahren wir von hier weiter zur Marina Portisco, wo wir einen sehr ruhigen Platz bekommen (noch!, die Saison hat hier noch nicht begonnen). Dort suchen wir erfolgreich nach einer Ferienwohnung für unsere „Jugend“, die sich für den 22.06. angekündigt hat, reservieren für diese Zeit einen Liegeplatz und einen Mietwagen. Von hier aus wollen wir dann auch später zum Festland wechseln. Am nächsten Tag fahren wir mit einem Mietwagen (Mazda Spider!) nach Olbia, um uns nach Fährverbindungen zu erkundigen. Wir wollen wegen des zusätzlichen Gewichts nicht mit unserem Besuch zum Festland fahren, die Strecke ist am Rande unserer Reichweite. Danach geht es weiter ins Hinterland. In unserer Erinnerung von einem Kurzbesuch zur Karnevalszeit vor vielen Jahren ist Sardinien eine grüne Insel. Jetzt, im ungewöhnlich heißen Juni, ist Sardinien doch nicht ganz so grün und Olbia hat sich zu einer wenig schönen Stadt entwickelt. Die Fahrt in einem offenen Zweisitzer ist weniger angenehm als
gedacht, wir sind massiv von Sonnenbrand gefährdet. Erst als wir von oben wieder auf die Costa Smeralda sehen können, kehrt die Begeisterung zurück. Trotzdem sind wir froh, nach Rückgabe des Wagens uns für ein paar Minuten einen Erholungsschlaf gönnen zu können, ganz schön anstrengend so eine Fahrt in Gluthitze. Nachdem wir uns am Vortag fast den Magen verdorben haben an den aufgetischten Mengen (angeblich waren die Antipasti, die wir zu zweit fast nicht geschafft haben, eine Einzelportion), essen wir heute an Bord (noch französische Küche).

Donnerstag, 12.06.03
Unser Weg führt uns heute nach La Caletta. Bei fast glatter See genießen wir die Fahrt, die in Nordsardinien eher langweilige Küste wird hier wieder abwechslungsreicher. Der Hafen von La Caletta ist großzügig geplant, nach dem Bau aber wohl wieder in den Tiefschlaf gefallen. Dafür sind die Liegegebühren dann aber auch wieder deutlich
ziviler. Die vorhandene Tankstelle ist offiziell geschlossen (wieso bekommt der Fischer dann abends Diesel, der Bootskollege aus Schweden aber nicht?). Den Weg in den Ort muss man erst mal finden und darf sich dabei auch nicht von seiner Nase hindern lassen (die Kanalisation stinkt gewaltig). Immerhin können wir hier eine (3 Jahre alte) Seekarte erwerben, die mitgebrachte deutsche Karte hat einen zu großen Maßstab für die vielen kleinen vorgelagerten Felsen. Wir essen in einem Lokal, das mit ”typisch sardisch" wirbt, können aber das Typische bei Bauchfleisch und fetter Wurst nicht so recht erkennen. Nachdem der Geruch abends in den Hafen “wandert", entschließen wir uns zur Weiterfahrt.

Freitag!, 13.06.03 - 15.06.03
Bei ruhiger See aber immer stärkerer Hitze geht es weiter nach Arbatax. Damit haben wir gut die Hälfte der Strecke in den Süden hinter uns gebracht. Auch hier ist der Hafen relativ groß, aber durch eine große Werft und Berufsschifffahrt weniger “tot". Liegeplatzmangel gibt es noch keinen. Nach der Erfahrung mit La Caletta tanken wir erst einmal. Dabei zeigt sich, dass das Heckstrahlruder nur noch in eine Richtung arbeitet, klar, dass beim Anlegen genau die andere Seite gebraucht würde. Der Skipper taucht später in die Tiefen des Rumpfes, ein kleiner Hammerschlag behebt das Problem (wie lange wohl?). Am nächsten Tag fahren wir mit einem Leihwagen zunächst einmal in den oberen Ortsteil (zu Fuß hätten wir das bei der Hitze nicht gemacht). Hier gibt es von unten nicht erkennbare Hotels und traumhafte Ausblicke. Danach geht es weiter ins Hinterland. Die Fahrt auf der Hauptstraße ist eher langweilig, wir entschließen uns, eine ”gelbe" Straße zu nutzen. Eigentlich hätte an den Anfang ein Hinweis gehört, dass die Strecke nur von schwindelfreien Fahrern benutzt werden darf (was der Skipper nicht ist). Landschaftlich aber ist die Fahrt sehr reizvoll und so sind wir froh, die ausgetretenen Pfade verlassen zu haben, aber hinterher auch, bei den vielen Abzweigungen intuitiv immer den richtigen gewählt zu haben. Am Abend wird ”Kriegsrat” gehalten. Wir entschließen uns, nicht weiter nach Süden zu fahren, da die Wetterlage nicht ganz eindeutig ist und wir rechtzeitig zur Ankunft der ”Jugend” zurück sein wollen. Für eine Nacht in einer anderen Marina ist eine Tankfüllung auch etwas aufwändig. Wir bleiben daher noch in Arbatax und genießen die Klimaanlage an Bord, ohne die dieser Bericht nicht geschrieben würde (auch für das Notebook würde die zulässige Temperatur wohl überschritten). Allerdings lässt auch deren Leistungsfähigkeit langsam nach, das zur Kühlung verwendete Meerwasser hat in den Häfen und Strandnähe angenehme Badewannentemperatur. Der späte Abend hat dann noch eine unangenehme Überraschung bereit. Misstrauisch durch das fehlende Pumpengeräusch prüft der Skipper, wo das Abwasser bleibt und findet die Duschwanne schon einige Zentimeter hoch gefüllt. Der Schwimmerschalter im Zwischentank hängt, die Pumpe wird nicht eingeschaltet. Das Problem wird mit einigem Zeitaufwand mit Bordmitteln behoben.

Montag, 16.06.03 - 20.06.03
Die See ist nicht mehr ganz so spiegelglatt wie in den vergangenen Tagen, wir brechen auf Richtung Nord und finden gegen Mittag ein schönes Plätzchen in Porto Ottiolu. Hier wollen wir abwarten, bis der angekündigte stärkere Wind wieder abflaut. Zum (Über-)Leben ist der Wind aber sehr willkommen. Unsere ”Jugend“ hat das Internet durchforstet und Telefonnummer sowie E-Mail-Adresse der neuen Marina Porto di Roma herausgefunden. Wir versuchen uns in einer E-Mail auf Englisch, um einen Platz zu reservieren (mangels ausreichender Kenntnisse in Italienisch, was uns auch von einem Telefongespräch abhält). Auf eine Antwort mussten wir zwei Tage warten. Nachmittags erhalten wir Besuch von zwei Herren der Guardia di Finanza. Nach Vorlage von Ausweisen, Flaggenzertifikat und Logbuch verabschieden sie sich freundlich mit Handschlag. Die nächsten Tage verbringen wir zwischen Bummeln und Arbeiten an Boot und Crew (Friseurbesuch mit sprachlichen Hindernissen). Es gibt zwischendurch Gewitter, aber schon kurz danach ist es heiß wie vorher.

Samstag, 21.06.03 - 28.06.03
Bei gutem Wetter aber spürbarer See fahren wir nach Portisco. Beim Anlegen versagt zur Abwechslung das Bugstrahlruder. Wenn so etwas überraschend kommt, sieht das Manöver nicht mehr ganz so gut aus. Der Skipper prüft zunächst den Splint am Motor, doch der ist in Ordnung. Mit Badehose und Schnorchel (weniger schön im Hafen) wird der Propeller geprüft. Dieser dreht widerstandsfrei, also ist dort der Splint gebrochen. Die Werft reagiert schnell, eine Stunde später hängen wir am Kran. Ein neuer Splint wird eingebaut. Wieder ins Wasser kommt das Boot aber erst, nachdem wir eine unverschämte Rechnung bezahlt haben. In der Luft hat der Propeller bestens gedreht, im Wasser heult der Motor beim Anlegen wieder widerstandsfrei auf. Also zurück zur Werft, neuer Termin ist Montag. Am Montag geht es wieder an den Kran, nun schaut man hin und sieht, dass das Plastikteil, das den Splint aufnimmt, ausgeschlagen ist. Natürlich ist so ein Propeller nicht vorrätig, also geht es unrepariert zurück ins Wasser. Trotz angeblicher Expressbestellung kommt der Ersatz erst am Donnerstag. Diesmal klappt die Reparatur, die Rechnung ist zwar (trotz Ersatzteil) geringer, aber noch immer unverschämt.
Unsere ”Jugend“ ist am Sonntag pünktlich mit dem Flugzeug angekommen und wird von uns am Flughafen abgeholt. Die nächsten Tage werden also auch ohne Boot fahren nicht langweilig. Unter anderem fahren wir nach Alghero und dort mit einem Ausflugsboot zu einer sehr schönen Grotte. Zwischendurch bleibt uns ob der Fahrweise dieses Skippers die Luft weg, er muss mit jedem Fels ”per Du“ sein. Auf dem Rückweg besuchen wir noch Sassari, bei der Weiterfahrt schläft das ”Altersheim“ auf den Rücksitzen ein, die Hitze zeigt Wirkung.
Für einen Badeausflug mit dem Boot reicht die Zeit am nächsten Tag.

Sonntag, 29.06.03 - 06.07.03
Ohne unsere „Jugend", die auf unseren Wunsch das Flugzeug benutzen wird, brechen wir um 06:20 Uhr auf, um die weite Strecke nach Ostia bei Rom anzugehen. Zunächst läuft alles nach Plan, nur die Welle ist stärker als gehofft. Sie kommt von schräg hinten, sodass die Motoren manchmal Mühe haben, uns aus dem Wellental herauszubringen. Kurz nach 09:00 Uhr verabschiedet sich die STB-Maschine schlagartig. Der Skipper findet die Ursache (Sicherungsautomat), nach wenigen Minuten geht es weiter. Wir reduzieren die Geschwindigkeit, um nicht noch einen Ausfall zu provozieren, aber es hilft nichts. Gegen 13:30 Uhr fällt die Maschine erneut aus und es gelingt nicht, sie wieder zum Laufen zu bringen. Gleichzeitig hat sich das Ruder verabschiedet (ein Unglück kommt selten allein), der hydraulische
Schub-/Zugkolben hat sich vom Rudergestänge gelöst. Mit einer Maschine ohne Ruder läuft das Schiff aber nur im Kreis. Über Funk können wir keine Hilfe rufen, die Entfernung zur Küste ist noch zu weit (ca. 30 Seemeilen). Es macht sich bezahlt, dass der Skipper für die Hydraulik ein Bypassventil hat einbauen lassen. So gelingt es nach vielen Anläufen, das Ruder so zu fixieren, dass ein Geradeauskurs halbwegs möglich wird. Der Skipper wird dabei fast seekrank, das Arbeiten nach unten gebeugt in einem Schiff, das quer zur Welle schaukelt, ist wahrlich kein Vergnügen. Gesteuert wird ab jetzt mühsam mit den Trimmklappen, eher zickzack als geradeaus. So fahren wir über 3 Stunden, bis wir den Hafen erreichen und tief durchatmen. Später kommt unsere ”Jugend" und erzählt, dass sie mit 3 Stunden Verspätung geflogen sind, die Startbahn wurde durch ein anderes Flugzeug, das über die Landebahn hinaus im Graben gelandet war, blockiert. Was für ein Tag!
Am Montag reparieren wir in Eigenarbeit das Ruder, der Volvodienst erweckt den Motor wieder zum Leben. So können wir ab Dienstag sorgenfrei Rom erobern.
Der Schwiegersohn in spe übernimmt das Steuer des Leihwagens, dem Skipper reicht die Aufregung erst einmal. Rom leidet laut Fernsehbericht unter einer ungewöhnlichen Hitzewelle, wir mit. Tapfer werden trotzdem die Fußmarsch-Kilometer erhöht, zunächst die Route ”das klassische Rom", am Mittwoch Vatikan, Sixtinische Kapelle und Engelsburg. Am Donnerstag nimmt der Skipper einen freien Tag, Frau Admiral begleitet die ”Jugend" nach
Tivoli. Draußen ”tobt" das Meer, am Ufer herrscht Badeverbot. Freitags geht es dann wieder gemeinsam nach Rom, wir wandeln entlang an Säulenresten (Colosseo + Foro Romano + Palatino) und erklimmen das Capitol. Der Skipper erinnert sich an eines seiner Lieblingsbücher aus seiner Jugend: F.Dahm “Ein Kampf um Rom". Am späten Nachmittag ergreift alle das Gefühl, erst einmal genug Historie genossen zu haben (die schmerzenden Füße bestätigen das nachhaltig). So wird der Samstag zum Urlaubstag, am Sonntag muss unsere ”Jugend" leider wieder nach Hause fliegen.

Montag, 07.07.03 - 08.07.03
Bei gutem Wetter verlassen auch wir Rom und fahren zur Halbinsel Argentario. Im Hafen Porto Ercole ist kein Platz, aber nebenan in der Marina Cala Galera ist das kein Problem (kein Wunder bei dem Preis). Abends essen wir in einem, einem Verschlag ähnlichen, Restaurant, es gibt winzige Portionen mittlerer Qualität zu einem unglaublich hohen Preis. Am nächsten Morgen geht die Brille des Skippers zu Bruch, zum Glück bleiben die Gläser heil. Wir finden im Ort einen Optiker, der in das etwas zu kleine neue Gestell (der Skipper hat einen dicken Schädel) die Gläser einsetzt. Dies ist vergleichsweise sehr preiswert. Uns hält es hier nicht länger.

Mittwoch, 09.07.03 - 10.07.03
Am frühen Morgen geht es weiter nach Piombino, wo wir in der Marina di Salivoli unterkommen. Die Marina ist ziemlich leblos, aber das Restaurant gut. Auch über den Preis wollen wir nicht klagen. Es gelingt uns mit Bus und Fußmarsch, für den nächsten Tag einen Mietwagen zu reservieren. So können wir mit der Fähre nach Elba übersetzen und machen dort eine Rundfahrt. Elba ist eine sehr schöne Insel, nach einer Fahrt mit der Seilbahn genießen wir den Anblick auch aus luftiger Höhe.

Freitag, 11.07.03
Brav bringt uns unser Boot nach Viareggio. Unser Anruf über Funk bleibt unbeantwortet. Wir fragen einen Bootsfahrer, der hier fest liegt, um Hilfe, aber auch dessen Ruf per Funk und Telefon bleibt unbeantwortet. Für die Mittagspause ist es noch zu früh, wir legen einfach an einem freien Platz an. Vor dem Büro warten schon andere vergeblich, der Hafenmeister dieses (öffentlichen) Hafens ist verschwunden. Am frühen Nachmittag taucht er wieder auf, wir können auf dem Platz liegen bleiben. Etwas später brechen wir zu einem Erkundungsgang auf. In dem Hafen liegen zwar viele große Yachten, aber der Ort ist eindeutig auf Massentourismus ausgelegt. So ist auch das Abendessen von wenig erfreulicher Qualität. In der Nacht werden wir von Anglern gestört, die sich bis zum Morgen direkt hinter unserem Schiff laut unterhalten.

Samstag, 12.07.03 - 13.07.03
Wir sind nicht traurig, diesen Hafen zu verlassen, nächstes Ziel ist Chiavari. Zuvor tanken wir jedoch noch in dem direkt daneben liegenden Lavagna. Während der Fahrt bedauern wir die schlechte Sicht, der Dunst verschleiert eine Küste, von der wir nur erahnen können, wie schön sie ist. Wir bekommen einen guten Platz, aber es ist unerträglich heiß. So trauen wir uns erst am frühen Abend, den Ort zu erkunden. Hier strahlt viel alte Herrlichkeit, die Häuser sind meist gut erhalten, die Atmosphäre unterscheidet sich wohltuend von Viareggio. Schön ist auch ein Trödelmarkt (meist mit kleinen Antiquitäten), der sich endlos durch die Fußgängerzone erstreckt.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Zug nach Rapallo. Mit einer Seilbahn fahren wir auf den Hausberg und genießen einen großartigen Blick, der nur dadurch getrübt wird, dass der durch die Hitze erzeugte Dunst keine Fernsicht erlaubt. Die Rückfahrt machen wir mit dem Taxi, nachdem eine IC-Verspätung alles durcheinander gebracht hat. Anzeigen gibt es nicht, die Durchsagen verstehen nicht nur wir nicht, sodass anscheinend niemand weiß, welcher Zug als nächster kommt. Am Nachmittag stöbern wir noch einmal auf dem Trödelmarkt von Chiavari. Die engen Gassen und Wandelgänge erzeugen genug Schatten, um das zu ermöglichen.

Montag, 14.07.03 - 18.07.03
Wir verzichten bei dem Dunst auf die Küstenfahrt und durchschneiden die Bucht von Genua mit direktem Kurs nach San Remo. In der Marina Portosole ist es kein Problem, einen Platz zu bekommen, allerdings liegen am Gaststeg kleine Segelboote neben riesigen Motoryachten wild durcheinander.
Entsprechend dem Wetterbericht planen wir, bis einschließlich Freitag zu bleiben. Nach einem Erholungstag leihen wir uns einen Wagen und fahren nach Genua. Nachdem wir einen sehr ansprechenden Yachthafen vorfinden, ärgern wir uns etwas über die veralteten Hinweise der Handbücher, die uns von einer Fahrt hierher abgehalten haben. Gerne hätten wir etwas mehr Zeit für diese prachtvolle Stadt gehabt. So müssen einige Stunden genügen. Am nächsten Tag fahren wir kurz nach Monaco, um Liegemöglichkeiten zu erkunden. In Ventimiglia finden wir zufällig ein hervorragendes Lokal. Wir ziehen unser Hochzeitstagsessen kurz entschlossen vor, geplant war es für den Abend. Anschließend machen wir eine Fahrt auf abenteuerlichen Straßen in das wunderschöne Hinterland. Unseren letzten Tag in San Remo nutzen wir für einen Einkaufsbummel.

Samstag, 19.07.03 - 20.07.03
Wir verlassen Italien mit Ziel Monaco. Nach kurzer Zeit treffen wir hier viel zu früh ein, der Hafenmeister zeigt wenig Begeisterung. Wir liegen nicht in dem aus dem Fernsehen bekannten Haupthafen sondern hinter dem Felsen, auf dem sich die Altstadt befindet, in Fontvieille. Leider ist es auch hier heiß und durch die umgebenden Felsen ziemlich windstill. Die erste Stunde verbringen wir damit, einen passenden Stromadapter zu erhalten und dann noch eine funktionierende Steckdose zu finden. Zum ersten Mal auf dieser Fahrt benötigen wir unsere Verlängerung. Den Abend verbringen wir dann in der Altstadt, die außerordentlich gepflegt ist. Das Fürstentum selbst ist mit seinen unterschiedlichen Hochhäusern und Wohnsilos kein erhebender Anblick, aber man merkt nicht nur an den Yachten, dass hier viel Geld vorhanden ist. Auch am nächsten Tag trotzen wir der Hitze und wandern zum Spielcasino. Hier ist der Luxus nicht zu übersehen, wir tragen nicht zum weiteren Erfolg bei und schauen uns das Casino nur von außen an. In der Nacht jagt uns ein Wasseralarm aus dem Bett. Wieder einmal ist ein Gewinde der Whale- Schlauchverbinder abgebrochen, unser Trinkwasser entleert sich in die Bilge.

Montag, 21.07.03 - 22.07.03
Nachdem wir noch einige Lebensmittel eingekauft haben, brechen wir mit müden Augen auf. Unser Ziel ist aber nur „um die Ecke“. Wir legen schon früh in Port Beaulieu sur Mer an, Cap Ferrat vor Augen. Wir können die Umgebung aber nur bedingt genießen, die lange Dauerhitze macht uns doch ziemlich zu schaffen. Abends essen wir im Hafen für gut 50,- Euro schwarz gegrillte Hähnchenschlegel mit je einer Kartoffel, einer Flasche Wasser und zwei Bier, Steigerungen sind also immer noch möglich. Am nächsten Tag ist erneut Wasser in der Bilge. Der Bilgenschalter aus dem vorderen Zwischentank hat sich verabschiedet, das Wasser wird aus dem Tank gedrückt. Da an den Tank nur schwer heranzukommen ist, wird auf die Reparatur verzichtet, die Pumpe ab sofort manuell eingeschaltet. Nachdem ein Friseur mit klimatisiertem Raum wirbt, entschließen wir uns beide zu einer gründlichen Kürzung. Die Friseurin erweist sich leider nicht als Spitzenkraft. Das Abendessen an Bord schmeckt besser als im Lokal am Vorabend und schont die Bordkasse.

Mittwoch, 23.07.03 - 25.07.03
Auch heute fahren wir keine große Distanz, unser Ziel ist Napoule. Die Landschaft ist hier besonders reizvoll, was wir schon im Mai bei einer Autofahrt festgestellt hatten. Leider können wir nur 2 Tage bleiben, da ein Fischerfest bevorsteht. Wir fragen daher vorab mit einem Fußmarsch im Nachbarhafen Port de la Rague nach, ob wir hier einen Platz erhalten können. Auch hier sind aber nur 2 Tage möglich. Da stärkerer Wind angesagt ist, nehmen wir den zusätzlichen Tag gerne in Anspruch und verlegen am Donnerstag hierhin. Bei der kurzen Fahrt nutzen wir die Scheibenwaschanlage, was erneut zu Wasser im Schiff führt, diesmal von der Decke. Die Anschlussschläuche müssen neu befestigt werden, dazu muss aber erst einmal die Deckenverkleidung demontiert werden. Zusätzlich hat sich durch die Hitze wohl die Halterung eines Rollos verzogen, sodass die Feder zurückschnellt. Auch das lässt sich reparieren, aber es wird einem wirklich nicht langweilig an Bord. Über den Bergen stehen schwere Rauchwolken, die Bronchien des Skippers reagieren gereizt. Auch im Fernsehen sehen wir die schweren Brände in der Provence.

Samstag, 26.07.03 - 31.07.03
Wir versuchen, vor dem angekündigten Starkwind noch einen Hafen zu erreichen, der mehr Möglichkeiten bietet. Bei doch schon einiger Welle fahren wir nach Le Lavandou. Dort buchen wir gleich für mehrere Tage und besorgen uns einen Leihwagen. Mit dem fahren wir nicht nur sehr schöne Ausflüge in das Hinterland sondern auch zum Abendessen in die Höhe. Es schmeckt einfach besser, wenn einem nicht ständig der Schweiß von der Stirn läuft. Nach den Bränden der letzten Tage stehen überall besetzte Feuerwehrwagen im Gelände, man will wohl schnell am nächsten Brandherd sein. Der angekündigte Sturm kommt tatsächlich, wir freuen uns über den ruhigen und sicheren Platz im hintersten Winkel des Hafens. Jetzt sehen wir auch wieder einiges von der Umgebung, der seit Wochen bestehende Dunst ist endlich verschwunden. Auch Toulon besuchen wir auf dem Landweg. Der Weg auf den Hausberg mit dem Auto kostet gute Nerven, er ist teils sehr schmal und seitlich abkommen würde einen langen freien Fall bedeuten. Der Blick entschädigt aber für den Nervenkitzel, wer den nicht will kann auch eine Seilbahn benutzen.

Freitag, 01.08.03
Unsere ursprüngliche Absicht, von Le Lavandou direkt zur Rhône zu fahren, revidieren wir, nachdem wir die Entfernung gemessen haben. Außerdem ist nach wie vor ein ziemlicher Wellengang. So legen wir noch eine Pause in Bandol ein. Während der Fahrt genießen wir die lange vermisste gute Sicht auf die Küste. Im Hafen werden wir durch viele ”gelungene" Anlegemanöver an Tankstelle und Anmeldesteg bestens unterhalten. Die Temperatur erlaubt es, draußen zu sitzen!! Wir suchen uns ein gutes Lokal, es ist unser Abschiedsessen vom Mittelmeer.

Samstag, 02.08.03
Mit etwas Wehmut machen wir unsere letzte Fahrt auf offener See. Das Meer verwöhnt uns noch einmal mit guter Sicht und wenig Welle, Delphine umkreisen das Boot und „winken" uns zum Abschied. Wir sind noch vor der Mittagspause in Port St. Louis du Rhône. Von unserem Liegeplatz können wir die Schleuse zur Rhône gut sehen. In dem nahen Großmarkt frischen wir unsere Vorräte auf. Die Nacht wird unruhig, neben dem Hafen wurde eine Musikbühne aufgebaut und die Bässe dringen mühelos durch die Bordwand.

Sonntag, 03.08.03 - 04.08.03
Fast pünktlich um 09:15 Uhr öffnet sich die 1. von 139 Schleusen und wir verlassen das Salzwasser. Wir genießen die ruhige Fahrt auf der Rhône, auch wenn man von der Camargue nicht viel sieht. Unzählige Libellen begleiten uns, wir betrachten es mit gemischten Gefühlen. Die Hitze entwickelt sich zum
Problem, dieses Mal verabschiedet sich die BB-Maschine. Die STB-Maschine bleibt brav und so kommen wir ohne weitere Probleme nach Arles. Die angebotene Stromstärke reicht nicht für die Klimaanlage, wir starten den
Generator. Leider zieht die Klimaanlage die Auspuffgase an (der geringe Wind steht dafür genau richtig), wir verzichten deshalb bald wieder darauf und schwitzen lieber. Der Skipper findet keinen Fehler an der Maschine, mal sehen, was die Weiterfahrt bringt. Die Verkaufsstelle für die Vignette hat Samstag und Sonntag zu, wir sind nicht überrascht, ein zweiter Tag in Arles war schon eingeplant. Diesen verbringen wir unter anderem damit, mit der Touristenbahn eine Fahrt durch Arles zu machen, um die zahlreichen Spuren seiner Vergangenheit als griechische Kolonie und römische Hauptstadt zu besichtigen. Dabei sehen wir Temperaturanzeigen von 45° C bis zu 34° C in ”kühlen" Gässchen. Wir haben am Morgen alle anderen Verbraucher abgestellt, die Klimaanlage läuft mit Landstrom! So haben wir im Salon ”nur" ca. 30° C.

Dienstag, 05.08.03 - 07.08.03
Unser nächstes Ziel heißt Avignon. Wir starten früh, um dort einen Platz zu erhalten. Nach ca. 50 min springt die Sicherung der BB-Maschine wieder heraus. Auch ein Wechsel der Sicherung bringt keine Abhilfe. So geht es langsamer als gewollt weiter. Die Schleuse bei Beaucaire steht offen, nach Anmeldung schaltet der Schleusenmeister auf Grün und schleust uns allein. Die Stimmung steigt wieder. Unterwegs telefonieren wir mit dem Hafenmeister in Avignon, der uns zusagt, einen Platz freizuhalten. Die Crew leidet unter der Hitze, selbst das hölzerne Lenkrad ist so heiß, dass man es kaum noch anfassen kann. Kurz vor 12:00 Uhr kommen wir an, tanken auf und bekommen den versprochenen Liegeplatz. Auch hier ist die Stromabsicherung nur 6 Amp. stark, wir entschließen uns, ohne zu überlegen, für die Klimaanlage. Den Nachmittag verbringen wir im Boot, der Skipper badet kurz in der Rhône (mit Seil, die Strömung ist erheblich). Erst am Abend trauen wir uns zum Abendessen von Bord und bummeln anschließend noch kurz durch die Innenstadt. Die beiden nächsten Tage erobern wir Avignon, allerdings nur stundenweise, die Hitze ist für lange Ausflüge zu groß. Der Skipper untersucht die eingebauten Sicherungsautomaten und stellt fest, dass die Sicherung, die ihren Geist aufgab, deutlich schwächer ist, als die anderen. Mit Hilfe einer vorhandenen stärkeren Glassicherung wird dieser Zustand beendet. Die nächste Fahrt wird Aufschluss bringen.

Freitag, 08.08.03 - 09.08.03
Früh um 7:00 Uhr brechen wir auf und müssen an der Schleuse doch lange warten. Ein Frachtschiff mit Kohle darf vor uns einlaufen. Hinter diesem Schiff nehmen wir auch die beiden nächsten Schleusen, das erspart die Wartezeiten und die Rätsel, was der Schleusenwärter wohl über Funk gesagt haben könnte. Allerdings geht es langsam voran. Die Maschinen laufen beide klaglos, die Reparatur hat geholfen. Gegen 15:00 Uhr erreichen wir Viviers. Wir bekommen einen Platz an einem sehr gewöhnungsbedürftigen Fingersteg. Da der Generator unterwegs unsere Klimaanlage in Betrieb gehalten hat, können wir uns etwas erholen. Am Abend gehen wir nur noch essen, am Samstag aber wandern wir zur Kathedrale, von wo aus man einen sehr schönen Blick hat. Auch der restliche Ort ist für Besucher sehr romantisch (für die Bewohner wohl weniger, denn viele Häuser stehen leer und verfallen).

Sonntag, 10.08.03 - 11.08.03
Um der Hitze etwas zu entgehen, starten wir wieder früh. An der Schleuse müssen wir einige Zeit warten, dann werden wir wieder mit einem Frachtschiff geschleust. Auch an der nächsten Schleuse dürfen wir wieder auf dieses Schiff warten, aber es macht keinen Spaß, hinter einem rußenden Schiff zu bleiben. Unser Ziel Valence erreichen wir gegen 13:00 Uhr, hier gibt es ausreichend Liegeplätze. Die Stromanschlüsse liefern nur 2 Ampere (kostenfrei), gegen geringe Gebühr wird umgeschaltet auf 10 Ampere, wir empfinden das als eine faire Lösung. Valence selbst ist eine sehr schöne Stadt, wenn es nicht so heiß wäre, könnte man sie genießen. Man benötigt allerdings ein Taxi, um hinzukommen (Bus soll es auch geben). Auch der Weg zum Supermarkt ist Schweiß treibend (vor allem beladen zurück). Bei unserem längeren Ausflug am zweiten Tag schämt sich das Thermometer nicht, 46° C zu zeigen. Liegt es an den Ferien oder der Hitze, die Stadt macht einen ausgestorbenen Eindruck.

Dienstag, 12.08.03 - 13.08.03
Heute klappt das Schleusen wie geschmiert, es stört auch kein Frachter. Vor der dritten Schleuse müssen wir sogar kurz in Gleitfahrt, um die vom Schleusenmeister über Funk genannte Zeit einzuhalten. So sind wir schon gegen 13:00 Uhr in Les Roches De Condrieu. Der Hafenmeister verlegt uns an einen anderen Platz, nachdem wir unseren Stromwunsch geäußert haben. So erhalten wir auch hier 10 Ampere. Der Ort ist ziemlich verschlafen, von den beiden Restaurants hat nur eines geöffnet, das aber wegen der vielen Empfehlungsschilder an der Tür offensichtlich vergessen hat, wie man akzeptable Preise macht. So landen wir in einem besseren Imbiss, der uns aber bestens versorgt. Da noch mehr so denken wie wir, ist das Lokal aber so überlaufen, dass wir viel Zeit brauchen und um die Gesundheit der Bedienung ernsthaft besorgt sind.
Da es in Lyon keine Anlegemöglichkeit mit Strom gibt (eine Schande für so eine tolle Stadt), entschließen wir uns, am nächsten Tag mit dem Zug nach Lyon zu fahren. Als wir am Nachmittag zurückkommen, sind wir voller Begeisterung über die Stadt aber auch am Ende unserer Kräfte (obwohl es heute ”nur" ca. 40° C hat). Am Abend blitzt und donnert es wie wild, es kommen aber nur wenige Tropfen Regen.

Donnerstag, 14.08.03
Wieder geht es früh los, erstes Ziel ist Lyon, das wir kurz vor Mittag erreichen. Wir tanken auf und fahren auf der Saône weiter. Die ersten angedachten Häfen erweisen sich als ungeeignet, sodass wir bis Trévoux weiterfahren, wo die Gemeinde einen kostenlosen Steg mit Wasser und Strom anbietet. Kaum haben wir angelegt, gibt es einen kurzen aber kräftigen Schauer. Der Ort macht einen sehr guten Eindruck, wir genießen es, bei etwas gemäßigteren Temperaturen zu bummeln und verwenden den für den Steg eingesparten Betrag für ein sehr gutes Abendessen.

Freitag, 15.08.03
Obwohl wir nicht so weit fahren wollen, starten wir früh. Bei den morgendlichen Temperaturen fährt es sich einfach besser, zumal der Himmel teils bedeckt ist. Wir fahren nach Mâcon in den Sportboothafen, dessen Einfahrt unerwartet flach ist. Da die Temperaturen es erlauben, wandern wir die 3 km in die Stadt, die uns nur wenig begeistert. Wir wandern zurück und verbuchen das unter sportlicher Ertüchtigung.

Samstag, 16.08.03
Heute strahlt die Sonne wieder, die Saône wird von km zu km schöner. Hier gibt es auch weniger Algen, die für Rhône und Saône zu einem echten Problem zu werden scheinen. Die teilweise in Schilf versteckten Tonnen sind bei niedriger Sonne nur schwer zu erkennen. Gegen Mittag erreichen wir Chalon-sur-Saône und werden vom Hafenmeister freundlich zu einem freien Platz geleitet. Der in kurzer Entfernung befindliche Großmarkt veranlasst uns zu einem Großeinkauf, wir müssen die Sachen nur den Steg heruntertragen. Das Boot gleicht einem Getränkemarkt, aber bei den geringen Geschwindigkeiten, die hier gefahren werden, ist uns das egal.

Sonntag, 17.08.03 - 18.08.03
Da wir eine längere Strecke fahren wollen, geht es wieder früh los. Die Saône wird langsam enger, die Landschaft ist sehr reizvoll. Weniger schön ist, dass die Algen wieder so zunehmen, dass wir teilweise großflächig kein Wasser mehr sehen. Darin verstecken sich dann auch noch die jetzt grauen (statt grünen) Tonnen, die Augen müssen sich anstrengen. Da das Schleusen gut klappt, kommen wir schon gegen Mittag in St-Jean-de-Losne an, dem Ausgangshafen für den Rhein-Rhône-Kanal. Hier planen wir gleich einen zweiten Tag ein, um das Schiff in Ruhe für den Kanal vorzubereiten. Um den Geräteträger legen zu können, muss die Gangway ins Beiboot. Irgendwie sieht das Boot so traurig aus, aber die niedrigen Brücken zwingen uns dazu. Jetzt gibt es weder Zeitung (selten zu haben seit der Einfahrt in die Rhône) noch Fernsehen, da die Antenne auf dem Träger fest montiert ist und nicht mehr auf den Satelliten eingestellt werden kann. In der ersten Nacht gibt es heftigen Sturm mit Regen, wir ”freuen" uns schon, bei solchen Gegebenheiten ohne Verdeck fahren zu müssen. Im Hafen gibt es einen sehr freundlichen und sehr kundigen Hafenmeister. Seine offensichtlich ebenso kundige Frau verbreitet morgens um 09:30 Uhr über Kanal 77 die wesentlichen Neuigkeiten, auch über navigatorische Hindernisse. Der Rhein-Rhône-Kanal hat schon verminderte Durchfahrtstiefe, der Kanal de Bourgogne und der Kanal de l’Est sind wegen Wassermangel geschlossen. So richtig wohl fühlen wir uns nicht.

Dienstag, 19.08.03
Wir lassen uns nicht abschrecken und brechen Richtung Rhein-Rhône-Kanal auf. Zunächst wollen wir tanken, der Tankwart hat aber verschlafen. Zwanzig Minuten zu spät kommt er doch und wir bunkern voll. Gerade noch rechtzeitig um 09:00 Uhr erreichen wir die erste Schleuse und fahren mit einem großen holländischen Boot ein. Die Frau des Skippers erweist sich als hilfreich und gibt uns zusätzliche Tipps über Untiefen, die Kollegen gefunden haben. Wir legen gemeinsam in Dole an, die Crew will hier einen zusätzlichen Tag bleiben. Wir planen das nicht und erkunden den Ort, der uns sehr gut gefällt. Im Lokal werden wir bestens bedient, der Rosé aus dem Jura (prämiert) schmeckt wirklich hervorragend.

Mittwoch, 20.08.03
Wir brechen vor den anderen auf, die Automatikschleuse ist um 08:50 Uhr bereits in Betrieb. Wir kommen gut vorwärts, obwohl es zwischendurch regnet. Wir wundern uns über die vielen Baumstämme, die im Wasser schwimmen, bis wir Arbeiter sehen, die mit großem Gerät die Ufer freilegen. Dass das bei den Booten dann zu gelegentlichen ”Feindberührungen“ an den Schrauben führt, interessiert wohl sonst niemand. Allerdings werden dadurch auch Schleusen lahm gelegt, wir kommen aus einer kaum heraus (mit ”Feindberührung“), weil sich ein Baumstamm ins Tor geklemmt hat. Die Schleuse geht auf Störung. Unser Bugstrahlruder verabschiedet sich erneut, vermutlich auch durch Holz. Eine Peniche, die uns entgegen kommt, zieht so viel Wasser weg, dass wir auf Grund gehen. Zum Glück zieht uns der Sog nach dem Passieren wieder frei. Ziemlich geschafft legen wir um 17:00 Uhr in Thoraise an. Hier gibt es an der Schleuse einen Steg für zwei Boote (ein Platz war zum Glück frei) und sonst nichts. Da der Splint des Bugstrahlruders diesmal am Motor und nicht an der Schraube gebrochen ist, kann der Schaden durch den Skipper behoben werden. Beim Spaziergang in den Ort finden wir weder einen Laden noch ein Restaurant. Die Bordküche ist aber noch lieferfähig und verdursten müssen wir auch nicht.

Donnerstag, 21.08.03
Unsere nächste Schleuse wird von einem Schleusenmeister bedient, wir legen so früh ab, dass wir dort die Ersten sind. Die folgenden Schleusen sind meist per Fernbedienung zu steuern, leider stehen sie fast immer oben, wenn wir kommen. Auch über die Mittagszeit können wir fahren, da die Automatikschleusen keine Mittagspause machen. Zwischendurch begegnen wir mal wieder einer Peniche (mindestens Nr.5), natürlich an einer besonders engen Stelle. Obwohl sich der Penichenführer alle Mühe gibt und wir keine Fahrt machen, setzt uns der Sog auf Grund, diesmal mit den Propellern. Auch bei der Weiterfahrt rumpelt es einmal deutlich, dem Geräusch nach ein Holzstück unter Wasser. Unser Boot ist für dieses Revier sehr ungünstig gebaut (Propeller ungeschützt sehr schräg nach unten). Unser ausgesuchter Stopp erweist sich als Flopp. Da kein Boot dort liegt, gehen wir sehr misstrauisch an die Sache heran, zum Glück, wir sitzen fest, bevor wir am Ufer sind. So fahren wir unfreiwillig bis 18:00 Uhr und finden einen neuen Steg am Campingplatz von Baume-les-Dames. Um unseren Wasservorrat zu schonen, benutzen wir die sehr ordentlichen Duschen.

Freitag, 22.08.03
Unsere nächste Schleuse ist ferngesteuert, von der darauf Folgenden wissen wir es nicht so genau. Wir starten daher so, dass wir um 09:00 Uhr an der 2. Schleuse sind. Diese ist zwar inzwischen auch ferngesteuert, aber defekt. Wir rufen an und nach 40 min. können wir einfahren. Bei gutem Wetter geht es weiter, allerdings ist die Sicht teils eingeschränkt, da die Sonne über den Hügeln zwar den Skipper blendet, aber den Fluss/Kanal noch nicht ausleuchtet, sodass wir gelegentlich regelrecht in ein dunkles Loch fahren. Wir schleusen schon den 3. Tag alleine, worüber wir dankbar sind, denn die Poller in den Schleusen sind teilweise idiotisch angebracht. Heute haben wir keine Begegnung der unheimlichen Art (Peniche), aber kaum haben wir in l’Isle-sur-le-Doubs festgemacht, kommt eine mit Maximalgröße. Wir stellen uns lieber nicht vor, was passiert wäre, wenn wir diesem Schiff auf den teils sehr schmalen und durch Krümmungen unübersichtlichen Kanalstücken begegnet wären. In dem direkt gegenüber der Anlegestelle befindlichen Großmarkt ergänzen wir unsere Vorräte. Ein Mitarbeiter der VNF kommt mit dem Auto und fragt, wann wir weiterfahren, leider verstehen wir nicht warum.

Samstag, 23.08.03
Wieder strahlt die Sonne, unser Ziel heute ist Montbéliard. Die ersten Schleusen sind noch fernbedient, dann müssen wir das Gerät abgeben, es geht mit Handbetrieb weiter. Das Schleusen wird so deutlich gemütlicher, allerdings sind wir jetzt von den Mittagspausen der Schleusenmannschaft abhängig. Das kann auch seine Vorteile haben, denn wir werden vor einer Peniche gewarnt und bleiben bis zum Passieren liegen. In Montbéliard erwartet uns eine Enttäuschung. Das empfohlene Lokal gibt es nicht mehr, viele andere haben noch Sommerferien, sodass wir ausgerechnet in Frankreich bei einem Chinesen landen. Die Stadt ist sehr reizvoll, das mächtige alte Schloss der Württemberger beherrscht das Stadtbild (neben vielen Blumen). Der Hafen ist gut, wir können endlich wieder Wasser bunkern.

Sonntag, 24.08.03
Heute steht ein Schleusentag an. Wir erklimmen bei gutem Wetter die für das Boot ungewohnte Höhe von 341,50 m, um danach über eine Schleusentreppe schnell wieder an Höhe zu verlieren. Wir schleusen erneut alleine, hören aber, dass mehrere Penichen hinter uns herkommen. Die Begleitung durch das Schleusenpersonal ist gut, wir werden in der Marina Wolfersdorf angekündigt und dort nach einem anstrengenden Tag freundlich empfangen. Hier hören wir, dass der Kanal in wenigen Tagen gesperrt werden muss, falls kein Regen fällt.

Montag, 25.08.03
Kurz vor 09:00 Uhr steht die Hafenmeisterin am Boot und hilft uns, loszumachen. Die Schleuse steht auch schon offen, sodass wir sie um kurz nach 09:00 schon passiert haben. Das Wetter ist gut, aber es kommt Wind auf. Und wie es dann so sein muss, versagt das Bugstrahlruder nach der dritten Schleuse erneut. Kein Wunder bei diesem mit Holz verseuchten Wasser. Das erfordert erhöhte Konzentration, sodass wir froh sind, dass die Mittagspause schon vor 12:30 Uhr beginnt, wir waren wohl trotzdem noch ziemlich flott. In der Mittagspause gelingt die Reparatur, aber nun ist nur noch ein Splint vorhanden. Wir schleusen wieder allein bis Mulhouse, dort schiebt sich in der letzten Schleuse ein Charterboot hinter uns. Ziemlich erschöpft legen wir im Stadthafen an.
Nachdem wir telefonisch den Pegel Maxau abgefragt haben, stellen wir unsere gesamte restliche Törnplanung in Frage. Um vor dem angekündigten schlechteren Wetter wieder Mast und Plane befestigen zu können, wollen wir am nächsten Tag auf jeden Fall in den Grand Canal d’Alsace. Abends bummeln wir aber noch in der Stadt und essen Flammkuchen.

Dienstag, 26.08.03 - 27.08.03
Pünktlich brechen wir auf und sind kurz vor 09:00 Uhr an der letzten kleinen Schleuse des
Rhein-Rhône-Kanals, wo wir schon erwartet werden (wir hatten uns am Vortag telefonisch angemeldet). Ein Herr von VNF will unsere Vignette sehen. An der Schleuse Niffer werden die Bootspapiere und die Vignette (nochmals) geprüft. Die weiteren Schleusen kosten Zeit (an einer warten wir 1,5 Std. ohne Anlegemöglichkeit wegen Inspektion einer Schleusenkammer), sodass wir später als gehofft in Vogelgrun ankommen. Der Motorenfehler, der in der Rhône erstmals auftrat, ist offensichtlich doch ernster. Beim ersten Versuch, schnell zu fahren, zeigt sich, dass der Kompressor der BB-Maschine nicht richtig arbeitet. Eigentlich nicht schlimm, aber die Folge ist starke Rußentwicklung, das verspricht Zusatzarbeit. Wir wollen aber jetzt keine Reparatur mehr versuchen. Das Stellen des Bügels und die Anbringung der Plane kosten viel Kraft. Wir dürfen das Boot abwaschen (seit Wochen das erste Mal), danach sind wir sind so geschafft, dass wir beschließen, einen Pausentag einzulegen. So können wir noch ein paar Arbeiten am Boot erledigen (z.B. völlig vergrünte Kühlwasserfilter säubern) und am Abend in Breisach köstlich essen (wir verzichten dafür gerne auf die französische Küche).

Donnerstag, 28.08.03
Am Morgen regnet es etwas, bei unserer Abfahrt ist das aber schon wieder vorbei. Die vier Schleusen, die wir uns heute vorgenommen haben, kosten Zeit, die Schleusenwärter versuchen wegen des Wassermangels, die Schleusen möglichst mit Schiffen zu füllen. In Kehl finden wir ein Plätzchen und schauen uns den wenig aufregenden Ort an. Die Berichte anderer Bootsfahrer über die Probleme mit dem Wasserstand erzeugen bei Frau Admiral zusätzlichen Stress.

Freitag, 29.08.03
Heute stehen die beiden letzten Schleusen an, mit Regen weniger schön. Wir haben kurz hinter Kehl ein Hotelschiff eingeholt, mit dem wir die erste Schleuse zusammen heruntergehen. Bei der zweiten Schleuse bringt ein wildgewordener Holländer (der den falschen Kanal geschaltet hatte) alles durcheinander, zum Glück stoppt er kurz vor der sich schließenden Schleuse mit voller Kraft rückwärts. Hinter diesem fahren wir dann nach der Schleusung in dem nicht mehr gestauten Rhein brav jede Kurve aus, der Rhein sieht mit so wenig Wasser traurig aus. In Karlsruhe- Maxau tasten wir uns trotz starkem Wind sehr vorsichtig in den Hafen, es gibt hier aber genug Wassertiefe. Unser Heck sieht wegen des defekten Kompressors schlimm aus, die Fahrt hinter Berufsschiffen (die wir zur Sicherheit so wollten) erfordert etwa die Drehzahl, in der der Kompressor am meisten benötigt wird.

Samstag, 30.08.03
Kurz nach 08:00 Uhr sind die Leinen los, der letzte Abschnitt der Heimreise wird begonnen. Wir sind jetzt in einem Gebiet, das wir bei viel Wasser schon befahren haben. Es ist erstaunlich, was bei dem Niedrigwasser jetzt alles zu sehen ist. Zwischendurch regnet es kräftig, aber bei unserer Ankunft in Wiesbaden blinzelt die Sonne. Unser Liegeplatz hat zu wenig Wasser, wir schieben uns vorsichtig in einen anderen Platz. Über den herzlichen Empfang freuen wir uns sehr, wir sind auch wirklich froh, wieder zu Hause zu sein. Wir haben zwei wundervolle Sommer erlebt, viel Neues kennengelernt, aber auch festgestellt, dass wir keine Aussteiger sind.

Zu Hause ist es doch am schönsten.

 

Törndaten:   1.737,7 sm (3.218 km),
davon binnen: 592,4 sm (1.097 km), buten: 1.145,3 sm (2.121 km)
Motorstunden: 214,3, Fahrtage: 50, Tage gesamt: 118, Schleusen: 139